“Die politische Umsetzung der Inklusion ist eine Vollkatastrophe”

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Die Süddeutsche Zeitung berichtete vor ein paar Tagen über den Dokumentarfilm “Ich. Du. Inklusion”, der in dieser Woche in den Kinos angelaufen ist (“Nichts gelernt. In Klassen mit behinderten Kindern fehlt es an Sonderpädagogen”, SZ vom 2. Mai 2017, Seite 1, online hier). Im letzten Absatz des Beitrags heißt es:

Im Film sagt ein Vater: “Ich fahr doch auch nicht mit zehn Euro Sprit nach Köln, wenn ich weiß, das reicht nicht.” Das Dilemma der Inklusion. Dabei hat Regisseur Thomas Binn keine Brennpunktschule begleitet, sondern eine ganz normale. Nach 80 Drehtagen war ihm klar: “Die politische Umsetzung der Inklusion ist eine Vollkatastrophe.”

Die “ganz normale” Schule ist eine Grundschule in Uedem (Kreis Kleve), Nordrhein-Westfalen .

Wer ausführlicher wissen will, was in Sachen Inklusion alles schiefläuft, der lese das im März erschienene Buch “Die Inklusionsfalle. Wie eine gut gemeinte Idee unser Bildungssystem ruiniert” von Michael Felten, einem pensionierten Gymnasiallehrer aus Köln. Darin ist zu lesen:

Gebäude von Förderschulen [werden] geschlossen und verkauft, die hochdotierten Sonderpädagogen reduziert oder ganz eingespart, stattdessen Regellehrer im Hauruckverfahren zu Schmalspur-Sonderpädagogen fortgebildert. Überhastet eingeführt, schlecht ausgestattet und größtenteils konzeptionslos zieht flächendeckend eine neue Inklusionsschule herauf, die das Bildungssystem auch als Ganzes gefährdet. […] In einer aktuellen Momentaufnahme aus Nordrhein-Westfalen kommt noch einmal das ganze derzeitige Chaos zum Ausdruck: An einer Gesamtschule sind vier Inklusionskinder in der Klasse und kein Sonderpädagoge; an einer Realschule gibt es Ein-Tages-Inklusionsfortbildungen für einige Regellehrer mit dem Auftrag zur sofortigen Kollegiumsschulung […].

Inklusion made in NRW: Ein weiteres Beispiel für den Tinnef, den das Ministerium für Schule und Weiterbildung produziert. Wann checken die Düsseldorfer Bildungsbürokraten, dass die staatlichen Schulen im Allgemeinen Notstandsbetriebe sind, die keine weiteren Belastungen und Schikanen verkraften? Ist es so schwer zu begreifen, dass die normalen Schulen schon den “normalen” Kindern und Jugendlichen nicht gerecht werden?